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Teil 1 - Thematik, Ausgangslage - Stand der Kenntnisse

1-2-01: Vorbemerkung

Verschiedene wissenschaftliche Disziplinen mit entsprechend unterschiedlichen Interessen, Fragestellungen und Arbeitsmethoden haben sich bis heute mit der Thematik früher Kinderzeichnungen befasst. Insbesondere waren dies Erziehungswissenschaft und Psychologie (Gestaltpsychologie, Entwicklungspsychologie, Psychoanalyse), Kulturanthropologie und Kunstwissenschaft, in kleinem Ausmasse auch Soziologie und Semiotik. Den verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven gemeinsam ist die Bemühung einer Darstellung der «Entwicklung» der Zeichnung (Beschreibung morphologischer, struktureller, syntaktischer Gesetzmässigkeiten), sehr verschieden hingegen sind die Ansätze, die frühen Zeichnungen auf ihre Semantik und ihre psychologische Bedeutung hin auszulegen oder Zusammenhänge mit externen Fragestellungen herzustellen.

Im Hinblick auf den hier anstehenden Bereich der Beschreibung und Entwicklung von bildhaften Merkmalen früher graphischer Äusserungen kann der derzeitige Stand der Forschung anhand umfassender Arbeiten mehrerer Autorinnen und Autoren einsichtig werden, wobei die entsprechenden Darstellungen aber häufig bezogen sind auf jeweilige Sprachbereiche, sowohl was die sprachlichen Ausdrücke wie was die referierte Literatur anbelangt.

Für den deutschen Sprachbereich seien das Handbuch von Richter (1987, siehe auch 1997, S. 29-87) sowie zusätzlich die einführenden Kapitel von Koeppe-Lokai (1996) und Schoenmackers (1996) empfohlen. Für den französischen Sprachbereich sei auf Widlöcher (1965/1974), Wallon et al. (1990) sowie Greig (2000) und für den englischen Sprachbereich auf Golomb (2002, 2004) verwiesen.

Auf Grund der jeweiligen überblicksartigen Darstellungen wird deutlich, dass sich in der Fachliteratur ein Konsens nur in Bezug auf grobe Auffälligkeiten von Bildmerkmalen und allgemeine Unterteilungen von Entwicklungsschritten herausgebildet hat. Hingegen fehlt für wichtige Bereiche – und ganz besonders für die graphischen Anfänge – ein solcher Konsens für die differenzierte Beschreibung von Bildeigenschaften, Strukturbildungen, Entwicklungsabläufen und ästhetischen Ausdrucksweisen. In gleich uneinheitlicher Weise verhalten sich die verwendeten Begriffe und die verschiedenen Untersuchungsmethoden.

Im Hinblick auf einen allgemeinen Stand der Forschung ist es deshalb zurzeit nur möglich, diejenigen groben Grundzüge darzustellen, welche in der Literatur als Grundlagenkenntnisse im Allgemeinen anerkannt werden. Für differenziertere Erläuterungen bleibt nichts anderes übrig, als die Sichtweisen einzelner Autorinnen oder Autoren vorzutragen.

Auf diesem Hintergrund sind die Erläuterungen der nachfolgenden Kapitel zu verstehen: