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Teil 2 - Fragestellung, Begrifflichkeit und Methode - Merkmalkataloge - Verschlagwortung

2-8-01: Längsschnittstudien

Auswahl von Bildersammlungen

Die in den vorangehenden Kapiteln erläuterten Bildmerkmale und ihre Gliederung bilden die Grundlage, auf welcher umfangreiche Bildersammlungen einzelner Kinder im Sinne von Längsschnittstudien untersucht werden können.

Die Zuordnung von Bildmerkmalen, mit eingeschlossen fortlaufende Überprüfungen und Nachkontrollen, ist für eine Längsschnittstudie ausserordentlich aufwendig. Aus diesem Grund wurde die Zahl der untersuchten Sammlungen aus dem Archiv auf die Bilder der folgenden vier Autorinnen und Autoren beschränkt:

Längsschnittstudie 1 – Knabe (001)
Altersbereich aller vollständig reproduzierten Bilder = 20 bis 59 Monate (1 Jahr 8 Monate bis 4 Jahre 11 Monate)
Anzahl aller vollständig reproduzierten Bilder (undatierte Bilder mit einbezogen) = 448 Bilder
Auftreten des Analogen Bildschemas = Monat 47
Händigkeit = rechts
Nationalität = Schweizer
Bereich des Geburtsdatums = 1950–1960
Bereich des Wohnorts = Schweiz
Einschätzung = LST-A2
Nachkontrollen der Reproduktionen anhand der Originale durchgeführt
Längsschnittstudie 2 – Knabe (003)
Altersbereich aller vollständig reproduzierten Bilder = 8 bis 54 Monate (8 Monate bis 4 Jahre 6 Monate)
Anzahl aller vollständig reproduzierten Bilder (undatierte Bilder mit einbezogen) = 1 913 Bilder
Auftreten des Analogen Bildschemas = Monat 45
Händigkeit = rechts
Nationalität = Schweizer
Bereich des Geburtsdatums = 1960–1970
Bereich des Wohnorts = Schweiz
Einschätzung = LST-A1
Nachkontrollen der Reproduktionen anhand der Originale durchgeführt
Längsschnittstudie 3 – Mädchen (030)
Altersbereich aller vollständig reproduzierten Bilder = 15 bis 60 Monate (1 Jahr 3 Monate bis 5 Jahre)
Anzahl aller vollständig reproduzierten Bilder (undatierte Bilder mit einbezogen) = 518 Bilder
Auftreten des Analogen Bildschemas = Monat 56
Händigkeit = rechts
Nationalität = Schweizerin
Bereich des Geburtsdatums = 1990–2000
Bereich des Wohnorts = Schweiz
Einschätzung = LST-B
Nachkontrollen der Reproduktionen anhand der Originale durchgeführt
Längsschnittstudie 4 – Mädchen (050)
Altersbereich aller vollständig reproduzierten Bilder = 16 bis 52 Monate (1 Jahr 4 Monate bis 4 Jahre 4 Monate)
Anzahl aller vollständig reproduzierten Bilder (undatierte Bilder mit einbezogen) = 412 Bilder
Auftreten des Analogen Bildschemas = Monat 47
Händigkeit = links
Nationalität = Schweizerin
Bereich des Geburtsdatums = 1970–1980
Bereich des Wohnorts = Schweiz
Einschätzung = LST-A2
Nachkontrollen der Reproduktionen anhand der Originale durchgeführt

Regeln der Zuordnung von Bildmerkmalen

Alle Bilder hinsichtlich aller Merkmale zu beurteilen, erwies sich als derart aufwendig, dass kaum eine Untersuchung einen solchen Aufwand für mehrere Längsschnittstudien zu leisten vermag. Zugleich wäre bei einer solch vollständigen Verschlagwortung eine Überprüfung und ein kritischer Nachvollzug ebenfalls kaum mehr durchführbar. Aus diesem Grunde wurden für die Bilder einer einzelnen Sammlung nur jeweils die altersmässig frühesten zehn Bilder zugeordnet. (Für den Fall, dass sich weniger als zehn datierte Bildbeispiele für ein Merkmal finden liessen, wurden undatierte Bilder mit berücksichtigt.) Die vorliegende Untersuchung beschränkt sich also auf das Erscheinen eines Merkmals und lässt die Frage seines zeitlichen Fortbestehens oder aber Verschwindens in der Entwicklung offen.

Die Bildmerkmale sind wie ausführlich erläutert in zwei Bereiche unterteilt. Der erste betrifft graphische Aspekte, der zweite betrifft Aspekte von Verhältnissen des Graphischen zu Nicht-Graphischem. Dabei stellt sich die Frage, ob die graphischen Aspekte unabhängig und also parallel von Verhältnissen zu Nicht-Graphischem beurteilt und zugeordnet werden oder ob umgekehrt eine Zuordnung ausschliessend sein soll, das heisst, entweder das Graphische oder die Verhältnisse zu Nicht-Graphischem betreffend.

In der vorliegenden Untersuchung wurden Merkmale des Graphischen in der Regel unabhängig von und parallel zu Merkmalen der Verhältnisse zu Nicht-Graphischem beurteilt und verschlagwortet. Allerdings gelten wie bereits erläutert einige wichtige Ausnahmen:

Ein einzelnes Merkmal wurde einem Bild nur einmal zugeordnet, unabhängig davon, ob es einmal oder aber mehrfach in dem Bild vorhanden ist.

Bestimmte Merkmale verhalten sich hierarchisch zueinander, das heisst, ein einzelnes Merkmal schliesst ein anderes mit ein. In solchen Fällen wurde jeweils nur das übergeordnete Merkmal zugeordnet. (Die Aufstellung im Dokument D2-8-01-A.pdf bietet eine Übersicht über solch hierarchische Beziehungen.)

Ursprünglich war vorgesehen, graphische Merkmale jeweils nur anhand eines einzelnen konkreten Bildes zu beurteilen, unter Umständen in Zusammenhang mit einem vorhandenen Bildkommentar. Ausnahme sollten nur diejenigen Kategorien bilden, für welche der Miteinbezug eines zusätzlichen Kontexts von anderen Bildern der Sammlung ausdrücklich genannt wird.

Im Verlaufe der Zuordnung von Bildmerkmalen bemerkten die Untersuchenden aber, dass die Kenntnis der Sammlung als Ganzen, der Bildkontext, häufig die Zuordnungen beeinflusste, ohne dass dieser Einfluss aber objektiviert werden konnte. Die Beschreibung von frühen Bildern steht also unter einem «Trainingseffekt». (Die Notwendigkeit, sich für das Beschreiben früher Bilder einüben, «trainieren» zu müssen, stellt eines der grössten Hindernisse dar, Aussagen zu frühen Bildern zu objektivieren, sowohl für die Untersuchenden wie für die Rezipierenden. Diese Beobachtung lässt einerseits entsprechende Schwierigkeiten des Nachvollzugs auch der vorliegenden Ergebnisse erwarten, sollte andererseits aber auch die Rezipiernden auf die Voraussetzung, Zuordnungen von Bildmerkmalen einüben zu müssen, aufmerksam machen.)

Allgemeines Vorgehen

Das allgemeine Vorgehen gliederte sich in folgende Abläufe:

Eine einzelne Längsschnittstudie wurde jeweils von einer Person des untersuchenden Teams verschlagwortet. Das entsprechende Ergebnis der Verschlagwortung wurde anschliessend von einer zweiten Person gegengeprüft. Bei unterschiedlichen Beurteilungen wurde der jeweilige Entscheid erneut schriftlich kommentiert.

Titel und Codes von Merkmalen

Jede Merkmalkategorie besitzt einen Titel und einen Code. Über den letzteren wird einerseits die Ordnung der Merkmale in der Liste und andererseits ihre Gliederung in Ober- und Unterkategorien geregelt.

Dazu folgendes Beispiel: Die Kategorie «Spirale» besitzt den Code «A-ACAE». Der Codeanfang «A-....» steht für «Merkmalkatalog Längsschnittstudien» und die Codemitte «ACA» für «Oberkategorie der Offenen Einzelformen II». Aus dem gesamten Code wird derart ersichtlich, dass die Kategorie der Spiralen zur Oberkategorie der Offenen Einzelformen II gehört und Letztere Teil des Merkmalkatalogs für Längsschnittstudien bildet.

Hinweise zur Vertiefung

  • Band 3, Teil 4